Scrum Master und Agile Coach – zwei Berufe der Zukunft
Scrum Master und Agile Coach – zwei Berufe der Zukunft
HASOMED im Interview
Von Sprint zu Sprint zu Bestleistungen und Erfüllung im Job: In der modernen Arbeitswelt steht der schnelle Lauf sinnbildlich für regelmäßige Arbeitsetappen und Feedback-Schleifen. Dahinter steckt das Scrum-Modell, eine bereits weit verbreitete Methode des agilen Projektmanagements. Mit dem Agilen Coach und Scrum Master sind damit zwei noch junge Berufe auch in Sachsen-Anhalt immer mehr gefragt. Wie beim international tätigen Medizin-Software- und -technikunternehmen HASOMED in Magdeburg. Wir erklären, was dahintersteckt, was Scrum Master und Agile Coaches machen und wie alle Mitarbeiter:innen zu Bestform auflaufen.
Die moderne Arbeitswelt ist agil, ständig in Bewegung. Denn nichts ist so konstant wie die Veränderung. Um in einem dynamischen Umfeld effizienter, innovativer und näher an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden zu arbeiten, setzen immer mehr Unternehmen auf neue Führungs- und Management-Methoden. Das Silicon Valley mit seiner Start-up-Kultur lässt grüßen.
Diesen Spirit atmet auch die Scrum-Methode („Scrum“ für „Gedränge“). Sie stammt ursprünglich aus Softwareunternehmen, bewährt sich inzwischen aber auch in anderen Bereichen und verbreitet sich hierzulande zunehmend in den Unternehmen. Beim mittelständischen Unternehmen HASOMED, das in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Medizintechnikprodukte und Software für Kliniken und Therapiepraxen entwickelt, produziert, vertreibt und den dazugehörigen Service anbietet, gibt sie den Takt vor. Für die rund 160 Mitarbeiter:innen, davon gut 40 in der eigenen Entwicklungsabteilung, sind regelmäßige Sprints – so der bekannteste Begriff des Scrum-Prinzips – bereits Alltag.
Die 1991 gegründete HASOMED GmbH war lange Zeit als klassisch-hierarchisch geführtes Familienunternehmen erfolgreich. An einen gewissen Punkt haben wir festgestellt, wir kommen so in Zukunft nicht mehr weiter.
Der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Weber setzte darauf, die Firma mit agilen Methoden neu zu strukturieren.
Jetzt fangen wir an zu sprinten
„Wir haben in vielen Gesprächen mit Kolleg:innen und Workshops unseren eigenen HASOMED-Scrum-Prozess entwickelt, alle Mitarbeiter:innen mitgenommen und geschult. Er ähnelt dem ursprünglichen Modell sehr, hat aber auch einige Unterschiede“, sagt Sandy Zoulkowski. Im September 2020 fiel offiziell der Startschuss: „Da haben wir gesagt, wir fangen jetzt an zu sprinten.“ Für jedes Projekt werden interdisziplinäre Scrum-Teams mit fünf bis neun Mitarbeiter:innen zusammengestellt.
Der Scrum Master ist weniger als klassischer Projektleiter, denn als Coach für jeden Einzelnen und Moderator gefragt. Bei ihr oder ihm laufen alle Fäden zusammen. Sie oder er kommuniziert mit dem Management und der Geschäftsführung, führt durch die täglichen kurzen Besprechungen zum Tagesauftakt – die Daily Meetings.
Die neue Struktur sei kein reiner Selbstzweck, betont sie. Oberste Prämisse sei es, Produkte und Anwendungen vollumfänglich am Kundenbedarf zu entwickeln. „Wir wollen ja nichts rausbringen, was die Kunden gar nicht brauchen. Dazu holen wir immer wieder Feedback ein. Was möchten die Kunden, was stört sie, was macht ihnen Freude. Entsprechend passen wir den Weg immer wieder an und entwickeln gemeinsam neue Ideen“, erklärt Sandy Zoulkowski. Die Scrum-Methode setzt dafür den Rahmen, gibt die Struktur vor.
Mit Mut und neuer Unternehmenskultur
„Geplant wird immer bis zum Ende eines Intervalls von zwei bis vier Wochen – Sprint genannt. Damit besteht für Kunden, Management und Führungskräfte die Möglichkeit, mit dem Scrum-Team auf Veränderungen und neue Erkenntnisse zu reagieren“, erklärt die Organisationsentwicklerin. Immer wieder werden die bisherigen Arbeitsergebnisse begutachtet, Rückmeldungen und Anforderungen des Kunden aufgenommen, offene Arbeitsschritte in einem Backlog (Aufgabenliste) festgelegt und priorisiert.
Sandy Zoulkowski: „Es erfordert natürlich auch Mut, bereits getroffene Entscheidungen immer wieder zu hinterfragen und auch mal zu kippen.“ Damit einher gehe eine ganz neue Unternehmenskultur:
Alle sind auf Augenhöhe, jede:r kann Feedback und Ideen einbringen, Spannungen ansprechen, selbst wenn der Geschäftsführer vor einem sitzt. Jedes Scrum-Team organisiert sich selbst und ist jederzeit in der Lage, eigenständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen, ohne auf den Chef zu warten. Es herrscht Transparenz. Jede:r übernimmt Verantwortung für sein Thema, kann mitbestimmen, wird wahrgenommen und gehört, bringt sein Wissen ein.
Dass das Zusammenspiel trotz aller – bewusst gesetzten – Reibungspunkte funktioniert, dafür sorgen auch Agile Coaches im Unternehmen. „Sie stehen außerhalb des Entwicklungsprozesses, sind Bindeglied zwischen Management und Entwicklungsteam, bringen die Menschen zusammen, motivieren, schaffen Vertrauen. Sie arbeiten eher auf der Metaebene“, erklärt sie.
Mitbestimmen und Verantwortung übernehmen = mehr Spaß im Job
Warum sollten sich Unternehmen für mehr Selbstorganisation entscheiden und strenge Hierarchien über Bord werfen? „Wenn ich merke, ich bin selbst als Mitarbeiter wirksam, mir wird nicht stets vorgegeben, was ich zu tun habe, sondern ich kann selbst mitbestimmen, kann entscheiden, löst das intrinsische Motivation aus und bestärkt mich, für mein Projekt Verantwortung zu übernehmen und mit voller Power dafür zu arbeiten“, sagt Sandy Zoulkowski.
So kann jeder im Team zum Sprinter werden. Alle feiern gemeinsame Erfolge. Gute Voraussetzungen für ein Unternehmen, um erfolgreich in die Zukunft zu starten.
Übrigens: Die HASOMED GmbH sucht zur Erweiterung ihres Teams noch Scrum Master (m/w/d) am Unternehmenssitz in Magdeburg.
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In aller Kürze: Was muss ein Scrum Master mitbringen?
Wer als Scrum Master in einem Unternehmen arbeiten möchte, sollte eine abgeschlossene Scrum-Master-Ausbildung mitbringen, die an zahlreichen zertifizierten Einrichtungen angeboten wird.
Eine systematische Sicht- und Denkweise, aber auch eine gewisse Gelassenheit in stressigen Situationen sollte ein Scrum Master neben der grundsätzlichen Affinität zur Scrum-Methode ebenfalls aufweisen.