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Warum Gendersensible Sprache so wichtig ist

20.10.2020 | #Hierbleiben.#Recruiting-Trends

Muss das jetzt sein? – Ein kleiner Leitfaden zu genderneutraler Sprache

Kurze Antwort auf die Frage im Titel: JA!

Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln. Sprache kann ausschließen, beleidigend sein oder inklusiv. Denn wenn wir uns Veränderung wünschen, geht kein Weg an der Sprache vorbei.

Von Binnen-I und Gender-Sternchen

Gleichbehandlung aller Geschlechter fängt bei Sprache an. Und wir bleiben ungläubig zurück, wenn jemand sagt, dass Gender-Sternchen, Binnen-I, Doppelpunkt oder die Nennung beider Geschlechterformen den Lesefluss stören oder die komplette Sprache verhunzen.

„Wir haben schon immer die männliche Form verwendet und deswegen machen wir das auch weiterhin so! Schließlich mein ich damit doch auch die Frauen mit.“ Ja, Alman-Achim, du vielleicht, weil du dafür kein Gespür hast und dich nicht damit auseinandersetzen möchtest, was gendersensible Sprache bedeutet. Denn nein, ich als Frau fühle mich mit Bezeichnungen wie „Bewerber“ oder „Angestellter“ nicht abgeholt und angesprochen. Komischerweise ist es nämlich anders herum nicht der Fall, wie ein aktuelles Beispiel aus dem Justiz- bzw. Innenministerium beweist. Das Justizministerium hat einen Gesetzesentwurf im generischen Femininum verfasst, der vom Innenministerium, in Person von Horst Seehofer, abgelehnt wurde. Dieser meint, der Referentinnenentwurf müsse "an die geltenden Regelungen" angepasst werden. (siehe hier)

Während das generische Maskulinum Frauen mit einschließt, ist ein generisches Femininum [...] im vorliegenden Zusammenhang nicht anerkannt. Die Richtigkeit der Sprache muss insbesondere bei Gesetzestexten, auch im Hinblick auf die Rechtsförmlichkeit, gewährleistet sein."

aus dem Innenministerium von Horst Seehofer

Irgendwie ironisch. Denn während rein von der Schriftform her im generischen Femininum die männliche Form ja sogar enthalten ist, wird damit argumentiert, dass das generische Maskulinum die weibliche Form mit einschließt, obwohl das Wort die weibliche Form nicht beinhaltet.

Es wird deutlich, es ist in diesem Fall noch lange keine Gleichberechtigung erreicht.

Deswegen haben wir uns konsequent dazu entschlossen, in unseren Texten alle Geschlechter gleichermaßen anzusprechen und dementsprechende Formulierungen zu verwenden. Wenn es eine neutrale Form wie „Studierende“ gibt, wird diese verwendet. Ansonsten „Studenten und Studentinnen“. Um Texte nicht allzu lang werden zu lassen, verwenden wir allerdings nicht das schon recht geläufige Gender-Sternchen *, sondern den Doppelpunkt.

Dies hat folgenden Grund: Automatische Vorleseprogramme, die beispielsweise von blinden Mitbürger:innen verwendet werden, lesen den Doppelpunkt als das was er ist, eine Pause im Wort. In diesem Beispiel würde das so lauten: MitbürgerInnen.

Würde man jetzt das Gender-* verwenden, lautet es vorgelesen folgendermaßen: Mitbürger Sternchen Innen.

Durch Sprache verändert sich viel, weil sie zeigt, was in unserer Gesellschaft selbstverständlich ist. Wenn man gendert, denkt man die Gleichberechtigung direkt mit. Ist das irgendwann selbstverständlich, schafft es Gerechtigkeit. Ich finde es wichtig, dass man Menschen zuhört, die auf Ungerechtigkeiten hinweisen. Mittlerweile gibt es eine höhere Sensibilität für ausgrenzende oder verletzende Äußerungen. Durch Sprache macht man klar, wer dazugehört. Ich sage auch nicht „Flüchtlinge“, sondern „Geflüchtete“, weil das den Menschen nicht auf seine Flucht reduziert. Das ist ein großer Unterschied.

Klaas Heufer-Umlauf
Inklusion fängt bei Sprache an

Der Doppelpunkt ist in dem Sinne also nochmal inklusiver als das Sternchen, weswegen wir uns intern im Team darauf geeinigt haben und unsere Texte in Zukunft nur noch so verfassen. Abgesehen davon sind wir der Meinung, dass der Doppelpunkt den Lesefluss deutlich weniger stört als das Sternchen. Für das Sternchen würde sprechen, dass es auch Personen mit einbezieht, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Wir haben uns dennoch für die neue Form des Gender-Doppelpunkts entschieden, besonders aus Gründen der Lesbarkeit.

Grundsätzlich ist es natürlich zu bevorzugen eine möglichst neutrale Form zu verwenden, wie das schon angesprochene „Studierende“. Das Gender-Wörterbuch unter https://geschicktgendern.de/ bietet hier eine gute Anlaufstelle und hat für fast jedes Wort eine neutrale Variante aufgelistet.

Wir hoffen, dass ihr ein paar Anregungen erhalten habt, wie wichtig das Thema genderneutrale Sprache ist und das Thema im nächsten Meeting mal ansprecht, wenn es hierzu noch keinen Leitfaden gibt.

Was haltet ihr davon? Wie gendert ihr bzw. euer Unternehmen? Habt ihr euch mit dem Thema gendern und richtige Ansprache von allen Geschlechtern schon mal auseinander gesetzt?